Philharmonischer Chor: Jeden Ton genossen
Kultur Münster
Heike Eickhoff, Westfälische Nachrichten, Dienstag, 02.11.2010, 16:41 Uhr
Münster – Arthur Honeggers König David ist gespickt mit den unterschiedlichsten Kompositionstechniken. Fast orientalische anmutende Skalen, mittelalterliche Organumklänge, viel farbenprächtige Klangmalerei, eine Prise Polytonalität und unbändige Fantasie zeichnen das Werk aus. In der Version für großes Orchester, Chor und Solisten war es jetzt in St. Lamberti zu hören. Ein Erzähler (Heiner Eckels) führte durch die biblische Geschichte. Er hatte auf der Kanzel Position bezogen und überließ den Altarraum dem Solistentrio (Martina Schilling, Judith Gennrich, Christoph Genz), dem Philharmonischen Chor Münster und dem Sinfonieorchester Münster. Die Orgel (Christine Alt-Epping) fügte ein paar besonders wirkungsvolle Farben hinzu.
Mit großem Klang ging es in die instrumentale Einleitung, der Erzähler erklärte flugs die Situation, dann kam schön schlicht „Davids Hirtenlied“ mit Judith Gennrichs warmen Alt daher. Englischhorn und Fagott sorgten dabei für die pastorale Atmosphäre. Honegger hatte nicht mit Klangfarben gegeizt, und so trat Goliath, der riesenhafte Gegner, mit martialischem Blech und Schlagwerk als Orchesterfanfare auf. Ein bisschen musikalisches Hollywood auch im folgenden Siegeszug – der Chor genoss jeden Ton. Eine gelungene Tenorarie mit schöner Oboe („Gnädiger Gott, erbarme dich mein“) und später dann weiches Blech, das wie Sterne am nächtlichen Himmel glänzte („Das Lager Sauls“), folgten. Eindrucksvoll, wie Judith Gennrich anschließend die „Hexe von Endor“ sang. Der sehr emotionalen „Klage von Gilboa“ folgte eine letzte Schilderung des Erzählers, dann war der erste Teil beendet.
Der zweite Teil, ein einziger musikalischer Freudentaumel mit einem groß angelegten „Halleluja!“ am Ende, gefiel mit irrer Farbenpracht. Einst für eine sommerliche Volksbühne komponiert finden sich vor allem hier viele musikalische Elemente, die sich sicher gut in Kostümen und Bildern umsetzen ließen.
Etwas archaisch klang es zu Beginn der dritten und letzen Teils („Horch, mein Herz erklingt im Gesange“), und Chor und Orchester kosteten dies gefühlvoll aus. Martin Henning zog den Chor angenehm fließend durch den „Bußpsalm“, wieder durfte der Tenor („Ich hebe meine Augen auf zum Berge“) gefühlvoll agieren. Dann folgte ein kleiner Marsch („Marsch der Israeliten“), der von musikalischer Persiflage nur so strotzte: Große Trommel und Triangel setzten im immer gleichen Wechselspiel mit ihren stoischen Viertel humoristische Akzente.
Am Ende dann ein Schlusschor, der geschickt zwischen schlichtem Choral und großer Fuge chargiert, ohne dabei das eine noch das andere tatsächlich zu sein. Das gab gehörig viel wohl verdienten Beifall.